Weniger Schiffe: 2024 eines der schlechtesten Jahre in der Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals

15.02.2025

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland spiegelt sich auch in den Zahlen der Schiffspassagen auf dem Nord-Ostsee-Kanal (NOK) wider. Im vergangenen Jahr wurde bei den Transitpassagen erstmals die Marke von 25.000 nicht mehr erreicht. Es gibt aber einen kleinen Hoffnungsschimmer.

Die Auswertung der Jahresbilanz für den Nord-Ostsee-Kanal bereitet der Kanalbehörde in diesem Jahr erneut keinen Spaß. Nach Informationen der Kieler Nachrichten sind erstmals seit 1945 sogar weniger als 25.000 Schiffe durch den Kanal gefahren.

Bei der zuständigen Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) dauert die Auswertung in diesem Jahr besonders lange. In den vergangenen Jahren wurden die Zahlen meist Mitte Januar oder Anfang Februar der Öffentlichkeit präsentiert. In diesem Jahr wird es wohl erst Ende Februar so weit sein.

Fest steht aber schon der Trend. „Es gab einen spürbaren Rückgang bei den Passagen im Kanal“, sagt Jens-Broder Knudsen, Vorsitzender der Initiative Kiel Canal, die als Lobbyverband für den Kanal wirbt. Die Schiffsmakler Sartori & Berger sowie UCA United Canal Agency verzeichneten einen Rückgang von bis zu zehn Prozent bei den Schiffspassagen.

Tempolimit bremst die Schifffahrt aus

Auch wenn 2024 als eines der schlechtesten Jahre in die Geschichte der Wasserstraße eingehen könnte, gibt es einen Lichtblick. „Wenn der Ausbau des Kanals wie geplant beendet wird und die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben werden kann, dann werden wir auch wieder attraktiver für die Reeder“, sagt Jens-Broder Knudsen.

Seit dem 1. Juli 2023 gilt auf dem Kanal wegen der Bauarbeiten für alle Schiffe eine Temporeduzierung von 15 auf 12 km/h. Damit sollen die ausgewaschenen Böschungen entlang des Kanals geschont werden. Die Arbeiten zur Reparatur der beschädigten Bereiche gehen aber voran.

Gleichzeitig droht aber ab Mai wieder eine dreimonatige Sperrung einer Schleusenkammer in Brunsbüttel, wo Schienen für die Torunterwagen eines Schiebetores erneuert werden müssen. „Diese Sperrungen machen es nicht leichter. Die Baumaßnahme ist aber sehr wichtig“, sagt Knudsen.

Die Reaktion der Reeder erfolgt prompt. „Da wird dann wieder verstärkt der Weg um Skagen genommen“, sagt Knudsen, der auch Geschäftsführer der Firma Sartori & Berger ist.

Zahl der Schiffspassagen auf dem Nord-Ostsee-Kanal sinkt seit zehn Jahren

Seit mehr als zehn Jahren sinkt die Schiffszahl am NOK. 2014 waren es noch 32.600 Schiffe. „Das Problem ist auch, dass das Mittelschiff immer kleiner wird“, sagt Knudsen. Aus diesem Schiff berechnen sich die Lotsgelder für die rund 300 Kanallotsen.

„Das bekommen wir sehr deutlich zu spüren. Auch die Zahlen für den Januar haben bislang keine Trendwende erkennen lassen“, sagt David-Christopher Müller, zweiter Ältermann der Lotsenbrüderschaft NOKII aus Kiel. Licht am Ende des Tunnels gibt es dennoch. „Wenn die Kanalpassage wieder planbar wird, dann sieht es anders aus. Die Unplanbarkeit ist einer der Hauptgründe, das hören wir auf den Schiffen immer wieder“, sagt Müller.

„Die Verlässlichkeit spielt eine große Rolle bei der Entscheidung für den Kanal“, sagt auch Jan Klein von der Schiffsmaklerei UCA United Canal Agency.

Mit Spannung wird derweil auf die Präsentation aller Verkehrsdaten des Kanals gewartet. Neben der Schiffszahl sind auch die beförderten Ladungsmengen und die Schiffsgröße wichtige Parameter. Es scheint aber auch hier erneut starke Rückgänge zu geben. Die Verkehrsstatistik ist noch in der Analyse bei der GDWS.

Quaelle: Kieler Nachrichten vom 15.02.2025
von Frank Behling
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