Ein neuer Riese wird Stammkunde

24.04.2024

Nord-Ostsee-Kanal ist für große Containerfrachter wieder attraktiver – „CMA CGM Mermaid“ fährt nah am Limit

Kiel. Der Nord-Ostsee-Kanal hat schwere Zeiten hinter sich. Defekte Schleusen, Personalmangel bei den Lotsen und zu wenig Schlepper sorgten für einen Einbruch bei den Verkehrszahlen. Die Zahl der Schiffe sank zuletzt von über 30 000 auf unter 27 000 im Jahr. Doch nun gibt es wieder Hoffnung.

Die Containerreederei CMA CGM aus Marseille hat extra Schiffe bauen lassen, die für die Abmessungen des Nord-Ostsee-Kanals optimiert sind. Die „CMA CGM Mermaid“ machte in dieser Woche den Test.

„Es hat alles hervorragend geklappt. Das Schiff hat den Kanal ohne Probleme in einer sehr guten Zeit passiert“, berichtet Jens-Broder Knudsen, Vorsitzender der Initiative Kiel Canal. Mit 205 Metern Länge und einer Breite von 30 Metern nähert sich das brandneue Schiff den erlaubten Maximal-Maßen für eine Kanalpassage. Da der aus Asien frisch nach Europa überführte Frachter in Hamburg nicht voll beladen worden war, passte es.

„Der Tiefgang wird auf der Rückreise jedoch zu groß sein“, so Knudsen. „Dann passt es nicht mehr durch den Kanal.“ Aus Finnland soll das Schiff mit Containern voll beladen über Tallinn (Estland) und Danzig (Polen) nach Bremerhaven und Hamburg zurückkehren. Dann wird das Schiff rund zehn Meter Tiefgang haben. Erlaubt sind im Nord-Ostsee-Kanal nur maximal 9,5 Meter.

„Die Reederei hat aber schon zugesagt, den Nord-Ostsee-Kanal auf dem Weg von Hamburg in die Ostsee regelmäßig zu nutzen“, sagt Knudsen, der auch Geschäftsführer der Kieler Agentur Sartori & Berger ist, die die Reederei CMA CGM am Nord-Ostsee-Kanal betreut. Alle zwei Wochen wird das Schiff jetzt dort erwartet. Am 29. April steht die nächste Kanalpassage im Fahrplan.

„Die Entwicklung zeigt, dass die großen Reedereien den Nord-Ostsee-Kanal trotz all der negativen Meldungen aus der Vergangenheit auf dem Schirm haben“, so Knudsen. Zuletzt hatten Ausfälle der Schleusen sowie ein Mangel an verfügbaren Lotsen und Schleppern viele Reedereien von der Nutzung der Wasserstraße abschreckt.

Große Reedereien setzten auf Nord-Ostsee-Kanal

Doch inzwischen ist der Zeitvorteil im Vergleich zum Umweg über Skagerrak und Kattegat von knapp einem Tag und die Einsparung von Treibstoff durch die Nutzung der künstlichen Wasserstraße wieder wichtig. „Da ist der Kanal wieder attraktiv für die großen Reedereien geworden“, so Knutsen.

Der neue Containerriese „CMA CGM Mermaid“ braucht nur einen Schlepper zum Einlaufen in die Kanalschleusen. Die Passage kann der große Frachter ohne Schlepper bewältigen. Zuvor hatte bereits die Reederei Maersk Line aus Dänemark mit der „Laura Maersk“ ein Schiff in Dienst gestellt, das für den Nord-Ostsee-Kanal optimiert wurde.

Mit einer Containerkapazität von über 2000 Standardbehältern (TEU) sind es die Frachter mit der größten Containerkapazität auf dem Nord-Ostsee-Kanal. Der 205 Meter lange und 29 Meter breite Rumpf der „CMA CGM Mermaid“ wurde so gestaltet, dass ein Maximum an Stahlkisten an Bord passt. Der Aufbau mit der Kommandobrücke befindet sich deshalb ganz vorn. Am Heck sind Hauptmaschine und der große Tank für das verflüssigte Erdgas (LNG) untergebracht. 1053 Kubikmeter LNG kann der Tank fassen.

Gebaut wurden „Laura Maersk“ und „CMA CGM Mermaid“ in Südkorea auf der Werft Hyundai Mipo Dockyard. Die französische Reederei hat zehn dieser Frachter bestellt, zum Preis von 62 Millionen Dollar pro Schiff. Sechs dieser neuen Containerriesen sollen ab 2025 in Nordeuropa pendeln. Haupthäfen werden Hamburg, Bremerhaven und Rotterdam sein. Vier weitere Schiffe sollen im Mittelmeer eingesetzt werden, wie die Reederei mitteilt.

Die Anschaffung dieser Frachter erlaubt auch den Einsatz von grünen Treibstoffen bis Bio-LNG und grünes Methanol. Dies ist wichtig, weil die Reedereien bis 2050 klimaneutral fahren sollen. Maersk und CMA CGM haben jeweils weltweit über 600 Schiffe im Einsatz. Gemessen an den Stellplätzen für Container ist Maersk mit 4,2 Millionen TEU hinter MSC auf dem zweiten Platz der Welthandelsflotte. CMA CGM folgt mit 3,66 Millionen TEU auf dem dritten Rang.

Quellenangabe: Holsteiner Zeitung vom 24.04.2024, Seite 12

 

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